Tonino Gottarelli – Schriftsteller und Maler

Tonino Gottarelli: Maler, Dichter, Philosoph, Träumer, kultivierter Debattierer? Sucht man den Maler, findet man den Dichter; folgt man dem Philosophen, entdeckt man den feinsinnigen Arzt; hört man dem Träumer zu, spürt man die Gegenwart eines ewigen Liebhabers, ohne zu wissen, ob es die Natur oder die himmlischen Wesen sind, die den Planeten bewohnen. Doch nun gilt es, den Maler, nur den Maler, einzurahmen und ihn unter uns zu sehen.

Ich bin ihm seit vielen Jahren „auf der Spur“, und er hat mich stets mit seiner Fähigkeit, die Dinge mit dem Blick eines Dichters zu betrachten, bezaubert. Die graue oder blaue Linie am Horizont, sein Beispiel, scheint ein Verbot zu sein, über das nur er hinausblicken darf, und wie könnte diese Linie nicht bemerkt werden? Sie verläuft mit unendlicher Zartheit über die Leinwand . Er selbst sagt, er werde sein Schicksal vollenden, indem er echte Blätter und Blumen, vergessen auf dem Boden von Gräben oder Schubladen, aufhebt, um sie zu Collagen zu verarbeiten oder auf die Leinwand zu malen.

Die Landschaften, die Küste, die sanften Hügel seiner Romagna , die Blumen, das Laub, jede seiner grafischen und malerischen Arbeiten tragen das unverkennbare Zeichen einer klaren Persönlichkeit. Der einsame Maler aus Imola, der sich jeder alten oder neuen Strömung fremd ist, scheint nur seinen Träumen, seinen Hingaben und allem, was aus einer existenziellen Melancholie hervorquillt, folgen zu wollen. Manchmal zwar gönnt er sich literarische Zugeständnisse; häufiger aber erweist er sich als souveräner, eleganter Maler mit einer guten figurativen Ausbildung, ungeduldig in der Synthese expressiver Gesten und Meister einer geschulten Technik. (...)

(Giorgio Ruggeri „ Träume, Erinnerungen und tote Blätter in Gemälden von Tonino Gottarelli “ – Katalogausstellung der Galerie „Casa dell'Arte“, Sasso Marconi, Italien)